ADAC-Ortsclub Ulm/Neu-Ulm e.V.

 

Dann machen wir eben Plan-B!

24h Rennen Nürburgring 28./29.05.2022

 

Ich hatte wieder bei Ausrichter ADAC-Nordrhein  das Ticket gebucht. Donnerstag bis Samstag mit Camping und Vollverpflegung für 125€, das bleibt unschlagbar. Also noch eine Kiste Bier einladen und du bist durch für den Event. Aber es ist eben weit: Ich schaffe die 420km in 5,5h. Ich checke beim ADAC zum Abendessen ein und verware die Essensm= arken besonders schlau „Da hast du die immer zur Hand.“ so mein Gedanke.  

Die Digitalkamera verweigert nach dem Einschalten den Dienst. Dann machen wir eben Plan-B: Das Handy muss als Foto herhalten. Der Gang durch das Fahrerlager der 24h-Classic bringt einige Einblicke in die Renn-Technik der Vergangenheit. Ich nehme noch das Nacht-Qualifying mit und krieche in den Kombi zur Nachtruhe= . Der Parkplatz ist gut gefüllt, aber ich habe das auch schon voller erlebt – da ist noch Luft nach oben. Den Start zum 24 Classic Rennen verfolge ich in der Dunlop-Kehre und mache mich auf zum Adenauer Forst. Der Bustransfer funktioniert gut, aber von dem Haltepunkt geht es ewig den Berg hoch bis an den Ring. Ralf Schall aus Dornstadt gewinnt das Classic Rennen im betagten 190er Benz, den er auch schon mit Papa Andreas über die Nordschleife geprügelt hatte.

Jetzt geht zum Mittag die Sucherei los. Die besonders schlau verstauten Essensmarken sind unauffindbar. Beim ADAC CheckIn beichte ich das Malheur den Damen und hoffe auf neue Marken. Doch die Verhandlungen sind schwierig. Ich soll für jede der 6Marken 5€ zahlen. Das weise ich zurück, denn das Essen ist ja mit dem Ticket bezahlt, was mein CheckIn bestätigt hatte – eigentlich ist das nur eine Verfahrensfrage. „Du kannst ja eine Flasche Sekt ausgeben, dann können wir drüber reden!“ ist die Idee der Damen. Ich bitte mir Bedenkzeit aus. Gnädig rücken die Damen eine Marke zum Mittagessen raus. Zum Abend habe ich die rettende Idee: Ich gebe eine Flasche Schwarzriesling-Kabinett aus meinem Proviant her und die Damen nehmen den Deal an. Damit ist das „All inklusiv Paket“ gerettet.

BMW hatte 50 Jahre M-Sport zu feiern und tat dies mit einem Legenden-Rennen. Hier duellierten sich Grössen wie Johnny Cecotto, Eddie Cheever, Erik van der Pole, Jochen Maas, Harald Grohs,Olaf  Manthey … im M4 – ein Familientreffen. Abends ist Top-30 Qualifying angesagt. Am Ende gewinnt Luca Ludwig im Ferrari die „Glickenhaus  Trophäe“  für die schnellste Qualli-Runde 08:09 ist schon beachtlich!

Am Samstag nehme ich das Warm-Up im Hatzenbach noch mit.  Doch es bleibt länger ruhig, als erwartet: Die WTCR hatte ihre Rennen wegen ungewöhnlich vieler Reifenschäden in den Trainings abgesagt. Ein Armutszeugnis für eine FIA-Rennserie. Inzwischen hatte mich Thorsten kontaktiert und wir treffen uns. Wir bringen noch der Bundeswehr an ihrem PR-Stand eine 10:9 Niederlage im Tischkicker bei. Die Armee hatte hier für eine Karriere beim Bund geworben. Ähnlich wie in LeMans, wo das Militär werbetechnisch sehr präsent war. Zum Glück seilen sich in Deutschland nicht Fallschirmjäger von einem Helikopter ab, um die Deutschlandflagge für die Starfreigabe auf der Start/Zielgeraden zum Rennleiter zu bringen. Ich finden aber den Slogan „Wir kämpfen dafür, dass du gegen uns sein kannst“ echt stark. Zurück in der Startaufstellung:  Es sind so viele Leute, dass es ausser Leuten schier nix zu sehen gibt. Ich nehme zur Kenntnis, dass das nix bringt. Wir lassen uns Richtung Dunlop Kehre vertreiben, weil die Tribünen Schritt für Schritt geschlossen werden. 

Ich versuche am Abend mit dem Bus ins „Brünchen  zu kommen. Keine Chance – es kommen am VSZ nur Busse, die voll sind. Nach 1,5h ohne Mitfahrgelegenheit, habe ich keine Lust mehr. Genervt beschliesse ich zu Plan-B überzugehen - also  Fussball schauen. Hatte früher die Betreibergesellschaft das Champions-League Finale noch öffentlich im Ring-Boulevard übertragen, gab es das dieses Jahr nicht. Aber die ZDF-Mediathek hatte das Finale Live gestreamt und ich war wieder im Spiel. Der Parkplatz hatte ja WLAN. Am Ende besiegt Real Madrid mit Mittelfeld-Regisseur Toni Kroos die Truppe von Headcoach Jürgen Klopp, den FC Liverpool, mit 1:0.

Am Abend brennt der Teichmann KTM-X-Bow mit der 160 spektakulär in der Fuchsröhre ab. Felix von der Laden hatte später berichtet: „Benzindruck weg, Leistung weg und schon fing das an zu qualmen und gleich drauf zu brennen! Nix wie raus, war die Devise.“  Entsprechend auch das Aus für Yve Volte. Die Vanthoor Brüder ballern nebeneinander mit V-max auf die Hohenrain Schickane zu, keiner will nachgeben. Dries im Phoenix-Audi ist auf der besseren Linie. Es kommt zur Berührung, der Grello von Laurenz kriegt einen Kick und zerlegt sich bei 260km/h. Die Sportwarte ziehen die Köpfe ein  - Totalschaden und eine Menge Arbeit für die Leitplankenreparatur-Truppe. Alle bleiben unverletzt. Laurenz Vanthoor (Manthey-Racing) gibt später im Interview zu: „Der grösste Mist, den ich je gemacht habe.“  Die favorisierten ROWE-BMW überstehen die Nacht nicht, beide scheiden nach Kollisionen und entsprechenden Folgeschäden aus.

Die Eifel macht keine Gefangenen. Es wird nachts bis 3°C kalt, aber ich bin gut vorbereitet.

Morgens beginne ich im Breidscheid. Jetzt ist der Bustransfer zum Breidscheid kein Problem auch zurück. Zum Mittagessen bin ich wieder beim ADAC. Der Plan war: Auf der Tribüne das Rennende verfolgen – die Siegerehrung verfolgen und dann Heimfahrt. Aber es kam anders: Mittags hatte ich mal versucht das Auto zu starten. Da war ich ein gebranntes Kind. Als ich auf dem Goodwood-Festival-Of-Speed in Südengland war, hatte der Mietkombi nach 3Tagen Handy- und Digicamladen nur noch „Klack“ gemacht. Nur war es jetzt anders: Der Anlasser drehte, aber der Motor sprang nicht an. Es blieb nur die ADAC-Pannenhilfe zu kontaktieren. Es war schwierig meinen Standort systemkompatibel zu übermitteln. Normalerweise braucht der ADAC einen Standort der Form: Musterstrasse 12, 34567 Musterstadt.  Mit „Parkplatz D6 Nürburgring, Hatzenbachstrasse“ konnte das System nix anfangen. Am Ende kann ich dem Mädel in der Annahme beschreiben, wie man dahin kommt und die email mit der Annahme des Auftrags bestätigt den richtigen Standort. Ich bereite den Sportwart an der Parkplatzzufahrt auf den Pannendienst-Besuch vor: „ Wenn mal ein Pannenhelfer vom ADAC auftaucht, der will zu mir. Da drüben der dunkelblaue Kombi.“  Der Sportwart berichtet: „Ja, das war gestern auch, die haben 3Stunden gewartet, weil da Stau-Chaos um den Ring war.“  Ich rolle mit den Augen und stelle mich auf eine längere Wartezeit ein. „Sollen wir mal schauen, ob wir was machen können?“ hält mir der Sportwart entgegen. Wenn’s nur einen Fremdstart mangels Batteriestrom gebraucht hätte, dann wäre es ja einfach gewesen. „Wir probieren mal Anschieben. “  empfiehlt der Sportwart. Es gelingt uns den Wagen rollend in Gang zu bringen und den Motor zum Leben zu erwecken. Danke dem tapferen  Sportwart, der den Kombi mit mir angeschoben hat!!!

Ich beschliesse Plan-B zu wählen und 13:45Uhr den Ort  des Geschehens zu verlassen. Gegen 19:00 Uhr bin ich wieder in Ulm, Tankstelle: das Auto springt warm problemlos an. Garage Equipment ausladen: das Auto springt warm problemlos an.

Am Ende gewinnt Phoenix-Audi das 50. 24h Rennen mit der Besatzung Kelvin van der Linde, Dries Vanthoor, Frederic  Vervisch und Robin Fijns. Das Podest komplettieren die zwei  AMG-Mercedes aus dem Hause GetSpeed.

Ich habe ein problematisches 24h-Rennen 2022 erfahren, aber ich bin nächstes Jahr wieder dabei.

Es gibt aber auch immer einen Plan-B.

 

Arndt Komorek