ADAC-Ortsclub Ulm/Neu-Ulm e.V.
Hauptsache Rallye!
(Rallyesprint Laichingen, 19.09.2020)

 

Das Land hing am Covid19-Tropf. Seit März war es kaum möglich Rallies zu veranstalten. Einige Veranstalter hatten ihre Events in den Herbst verschoben, mit der Hoffnung auf Besserung der Umstände, aber viele mussten final doch absagen. Die Ostalb-Rallye war vom April in den September verschoben - dann abgesagt, der MSC Black Forrest musste seine Rallyeparty im Juni absagen, der Rallyesprint des MSC Untergröningen musste ebenso abgesagt werden, wie die Rallye in Calw. Als dann noch die RBW-junior die Absage veröffentlichte, war die Hoffnung, doch noch zum Fahren zu kommen, erloschen. Jürgen hatte den Rallyewagen abgemeldet und somit in den Dornröschenschlaf versetzt. Die Veranstalter mussten reihenweise ihre Events absagen: Das betraf WRC-Rallies genauso wie Rallies in Deutschland - grosse wie kleine. Die DRM wurde in Ermangelung von Veranstaltungen abgesagt, ebenso in Österreich die Staatsmeisterschaft.
Nur einige wenige hatten scheinbar genehmigungsfähige Konzepte, oder sie machten einfach: Zum Beispiel die Rallye di Roma in Italien,oder der Bohemia Rallysprint in Tschechien fanden statt und in den Videos sah man zwar keine Zuschauermassen, aber Mund-Nase Schutz waren kaum zu sehen. Aber auch in Deutschland waren Unerschrockene am Rallyewerk. So konnte die Holsten-Rallye im Norden auf einem Truppenübungsplatz ohne Zuschauer abgehalten werden, so auch die Rallye "Kohle und Stahl" im Saarland. Die Rallye "Bad Schmiedeberg" im Anhaltinischen konnte einen Lauf zum Schottercup ausrichten, wie auch der Rallyesprint in Freilassing in Bayern. Auch der MSC Laichingen hatte seine 1.Rallye austragen wollen. Am Ende war, sicherlich den Auflagen der Behörden geschuldet, ein Rallysprint ohne Zuschauer draus geworden. Hauptsache Rallye!
So trafen sich 66 Teilnehmer Teams am Samstag am Sportheim des MSC Laichingen zum Sport treiben. Die Abnahme ging trotz Corona-Selbstauskunft pro Teilnehmer und Verpflichtungserklärung (bezugnehmend auf die Nennungsdaten zur Person und zum Auto) pro Team rasch von statten. Die Schlange zur techn. Abnahme war dann doch recht stattlich ausgefallen. War in der Nennbstätigung noch gestanden: Doku.-Abnahme, dann entweder erst Besichtigung und dann techn.Abnahme, oder umgekehrt. Das war bei Ankunft für unwirksam erklärt, denn das Bordbuch gab es erst nach absolvierter techn.Abnahme. So hatten wir 45min. Wartezeit über uns ergehen lassen, bis wir dran waren. Jürgen hatte sich kurz aus entfernt um den Foto zu holen. Mir war das Loch in der Warteschlange gross genug erschienen um einzugreifen. Schlüssel rum, Gang rein, Druckpunkt Kupplung - Welcher Druckpunkt? Der Wagen machte einen Ruck nach vorne und war aus - abgewürgt. Jürgen hatte das Schauspiel aus weiter Ferne beobachtet und mich getröstet: Das geht nicht so einfach, du musst grosse Drehzahlen haben und dann lange den Schleifpunkt halten. Naja: Wenn der Co schonmal fährt! TK Werner Decker hatte uns mit den Worten empfangen: "Ach ich mag das Auto, das ist so schön gebaut!" Das sind so Momente, wo die vielen Monate Bauzeit, die vielen Technikprobleme einen kundigen Gutachter finden und der vermutlich auch die viele Arbeit erkennt. Also Besichtigen: Die WP kommt mir in Teilen aus der RBW bekannt vor. Doch kann ich mich nur an Sequenzen erinnern. Es gaht stellenweise ziehmlich flott dahin, aber nach 2x Besichtigen steht der Schrieb - so war auch die Vorgabe. Wir fahren noch ein paar Liter Super+ ausfassen und auf der Rückfahrt passiert's: "Das war unser Rallyeschild!" hatte der Fahrer vermeldet. "Das ist aber schlecht, das gibt Strafe!" hatte ich endgegnet. Wir hatten gewendet und den Abschnitt abgesucht - kein Rallyeschild. Ich hatte uns 10min gegeben um das Rallyeschild zu finden - keine Chance! Jürgen hatte mich auf der Rückfahrt am Rallyezentrum rausgeschmissen, um die Sache zu klären. Da wir intern gut vernetzt sind, treffe ich viele Bekannte (Danke auch an die UMC-Helfer!), die unser Malheur beheben helfen.
Wir machen uns mit Nr.64 auf den Weg: Es ist vielen Teilnehmern anzumerken, dass sie erstmal wieder reinkommen müssen. Auch wir sind 12 Monate nicht gefahren und so läuft auch die erste Durchfahrt. Der Scharfrichter sind nicht die Anbremspunkte, sondern eher die schnellen Ecken. Eine Kombination scheint mir besoders prägnant: "Rechts5 BAKE in Rechts5 bei BAKE über Kuppe   60 Rechts5 120" Du siehst wohl die ersten 2 Kurven, aber nicht wie es weiter geht. Du musst nur den Mut haben, darauf zu vertrauen, dass das Auto bei 150-170km/h die Einlenkbewegung mitmacht. Aber es sind diese Momente, deswegen ich diesen Sport betreibe. Es treibt dich schier zur Tür raus, aber nein - das gehört so! Wir kommen mit 04:43 aus der WP das ist Platz9 von 11 Startern der 1600er Klasse.
Der zweite Umlauf bringt einen besseren Fahreindruck, die WP-Zeit bringt eine Verbesserung um 6sek. Aber die Gegner legen auch zu. Die Familie Röger muss den Ibiza mit gerissenem Keilriemen abstellen. Nach langen Jahren treffen wir auch Lars Anders mal wieder, der Thüringer hatte den Mitsubishi aus Eisenach auf die Alb gekarrt um überhaupt noch einmal fahren zu können. Veranstaltungen sind rahr.
Am Ende steht Platz 49 von 63 Teilnhehmern und Platz 8 von 11 Klassenteilnehmern. Auf den schnellsten 1600er fehlen uns 45sek auf 15WP-km, dem Langsamsten der Klasse brummen wir immerhin 22sek auf. Das ist in Ordnung und im Rahmen unserer Möglichkeiten. Und noch ein Novum: Der für 19:00 Uhr ausgeschriebene Ergebnisaushang fand schon 17:30 Uhr statt und die Siegerehrung konnte mit 2h(!) Vorzeit beginnen - grosses Kompliment. Stark, dass der MSC Laichingen das auf die Beine gestellt hat - so konnten wir wenigstens eine Rallye in 2020 fahren. Mal sehen, wie die Nummer 2021 weiter geht.